Auf den Spuren der Wikinger
Kaum einer der germanischischen Stämme des Mittelalters vermag uns auch heute noch so zu faszinieren wie die Wikinger, deren Bräuche in Skandinavien teilweise bis heute gepflegt werden. Das rege Interesse an den wilden Nordmännern zeigt sich in vielfältiger Weise. So sind sie die Helden historischer Romane, Filme und Serien, die sich ungebrochener Beliebtheit erfreuen. Doch nicht nur die Kulturschaffenden haben sich ihrer angenommen. Insbesondere archäologische Ausgrabungen liefern immer wieder überraschende Fakten, die das Leben der Wikinger erhellen und neue Facetten hinzufügen.
Haithabu: wichtigste Wikingersiedlung in Nordeuropa
Die Eroberungszüge und Plünderungen der Wikinger sind legendär. Sie zogen jedoch nicht nur marodierend durch die Lande, sondern ließen sich oft in den eroberten Gebieten nieder und lebten dort friedlich als Handwerker, Bauern oder Händler. In Haithabu an der Schlei gründeten sie eine Siedlung, die zum bedeutenden Fernhandelszentrum avancieren sollte. Der strategisch geschickt gewählte Ort bot ihnen Zugang zur Ostsee und zur Nordsee, außerdem liefen hier alte Fernhandelswege zusammen. Im 10. Jahrhundert stand Haithabu unangefochten an der Spitze der wichtigsten Handelszentren Nordeuropas.
Museum Haithabu: Wikingerkultur hautnah erleben
Vor den Toren Schleswigs liegt das Wikingermuseum Haithabu. Dort können sich Interessierte auf eine spannende Zeitreise begeben, die sie mehr als 1000 Jahre zurückführt. Archäologische Artefakte wie Runensteine, Waffen und Schmuck, sieben rekonstruierte Wikingerhäuser sowie eine Landungsbrücke und ein imposantes königliches Langschiff eröffnen Besuchern die Möglichkeit, Alltag und Kultur der Wikinger mit allen Sinnen zu erleben. Bis zum Frühjahr 2018 ist das Ausstellungsgebäude wegen Modernisierungsarbeiten geschlossen. Die Wikingerhäuser im Freigelände können jedoch auch 2017 während der gesamten Museumssaison (1. April bis 31. Oktober) besichtigt werden.
Archäologische Ausgrabungen
Mit ihren seetüchtigen, schnellen Langschiffen brachen die Wikinger schon im 8. Jahrhundert in ferne Länder auf. Die Seefahrer hinterließen ihre Spuren unter anderem in England, Frankreich, Spanien und Russland. Darüber hinaus vermutet die Forschung, dass sie sogar in Amerika waren. Exemplarisch seien die neueren Funde genannt, die in die Türkei und nach Schottland verweisen.
Wikingerpräsenz in Kleinasien
Im 9. Jahrhundert gründeten die Schweden im Osten das Reich Rus und siedelten sich dort an. Als der Kaiser von Byzanz Ende des 10. Jahrhunderts in Bedrängnis geriet, besann er sich auf die heidnischen Barbaren und bat sie um Hilfe, die ihm gewährt wurde. 6000 Waräger, die Wikinger des Ostens, unterstützten die Truppen des Regenten. Jüngere archäologische Funde belegen die Präsenz der Wikinger in Ostrom zusätzlich. So fanden Forscher bei einer Ausgrabung in der Nähe von Istanbul eine aus dem 9. Jahrhundert stammende Bernsteinkette. Da der Bernstein aus Nordeuropa kommt, ist es wahrscheinlich, dass es sich um ein Artefakt der Wikinger handelt.
Wikingerschatz in Schottland entdeckt
Im Jahre 2014 förderte eine Ausgrabung im südwestlichen Schottland einen veritablen Wikingerschatz zutage, der mehr als 100 Artefakte aus Gold und Silber umfasst. Dazu gehört beispielsweise ein massives Silberkreuz, dessen Ursprung im 9. oder 10. Jahrhundert liegen dürfte. Experten zufolge ist dies der wichtigste und größte Fund seit dem 19. Jahrhundert. Forscher sprechen dem Fund internationale Bedeutung zu. So enthält der Schatz Artefakte, die verschiedenen Ländern und Epochen zuzuordnen sind wie etwa einen Silbertopf aus Westeuropa, ein Gefäß aus karolingischer Zeit sowie Schmuck aus Skandinavien und Irland. Doch wie gelangte der Schatz in die schottische Erde? Die Lösung des Rätsels ist einfach, denn die Wikinger pflegten wertvolle Beute oder Mitbringsel aus der Heimat zu vergraben, um zu verhindern, dass Fremde ihre Schätze finden konnten.
Die Wikinger als Romanhelden
Das Interesse an der Wikingerkultur schlägt sich auch in der Literatur nieder. So gibt es zahlreiche historische Romane, die das facettenreiche Leben der Nordmänner thematisieren. Zu den bekanntesten Schriftstellern zählen Robert Low, Jonas Herlin, Jan Osthum, James L. Nelson, Claudius Crönert, Judson Roberts, Frans G. Bengtsson und Giles Kristian. Zwei Werke sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden, ein Klassiker und ein neuerer Roman. Mit beiden taucht der Leser tief in die Wikingerwelt ein und begleitet die Helden auf ihrer spannenden Lebensreise.
Die Abenteuer des Röde Örm
Zu den Klassikern der Wikingerliteratur gehört das bereits in den 1940er Jahren erschienene Werk des schwedischen Schriftstellers Frans G. Bengtsson, das vielen Autoren auch heute noch als wichtige Inspirationsquelle dient wie etwa seinem Landsmann Runer Jonsson, den es zu der beliebten Kinderbuchreihe „Wickie und die starken Männer“ inspirierte. In seinem Roman „Die Abenteuer des Röde Örm“ zeichnet Bengtsson den Weg eines jungen Wikingers nach, der sich aufmacht, um sein Glück zu finden. Dabei geht es nicht nur um diverse Raubzüge, sondern auch um erfüllte und unerfüllte Liebe sowie um Machtkämpfe, ehrgeizige Ziele, persönliche Niederlagen und Siege. Die Romanhandlung spielt um das Jahr 1000 nach Christus, in einer Zeit, in der etliche Wikinger bereits christianisiert waren. Auch diesen Aspekt lässt Bengtsson in sein Werk einfließen und reißt die Probleme einer Gesellschaft an, die sich zum Teil schon zum Christentum bekannte, aber auch noch heidnische Züge besaß.
Sigurd: Götter der Rache
Sigurd ist der Held der Sigurd-Reihe von Giles Kristian. Der norwegische Schriftsteller nimmt den Leser in seinem Roman „Götter der Rache“ (Sigurd-Reihe, Band 1) mit auf eine Zeitreise ins 8. Jahrhundert. Der sprachgewaltige Autor erschafft eine lebendige, den Leser fesselnde Wikingerwelt, sodass die Romane für eingeschworene Wikingerfans quasi zur Pflichtlektüre gehören. Der Roman handelt von der Treue eines Wikingerclans zu ihrem König, für den die unerschrockenen Kämpfer in die Schlacht ziehen. Doch Verrat ist im Spiel und eine tödliche Falle wartet auf die ahnungslosen Männer. Nur wenigen gelingt es, zu entkommen, darunter Sigurd, der sein Leben fortan unter das Banner der Vergeltung stellt.
Die Nordmänner in cineastischer Aufbereitung
Auch Hollywood interessiert sich seit Jahrzehnten für die kampfeslustigen Nordmänner und setzt ihre Abenteuer bildgewaltig in Szene. Als Klassiker des Genres gilt der Film „Die Wikinger“ mit Kirk Douglas und Tony Curtis in den Hauptrollen, der 1958 ein Kassenschlager war. 1964 kam „Raubzug der Wikinger“ mit Richard Widmark und Sidney Poitier in die Kinos. Der Film entstand in Anlehnung an Bengtssons Roman um die Abenteuer des Wikingers Röde Örm und bietet bestes Abenteuerkino mit beeindruckenden Tricksequenzen.
Mit „Erik, der Wikinger“ legt Regisseur Terry Jones 1989 eine Filmkomödie mit Oscar-Preisträger Tim Robbins vor und zeigt eine gelungene Mischung aus Abenteuer-Spektakel und spritziger Situationskomik. Eine Produktion, die mittlerweile Kultstatus erreicht hat, ist „Der 13. Krieger“ mit Antonio Banderas und Omar Sharif aus dem Jahre 1999. Der Film war zwar kein Kassenerfolg, für Wikingerfans gehört der Film jedoch zu den Highlights. „Walhalla Rising“ von Kult-Regisseur Winding Refn, eine dänisch-britische Koproduktion, hatte 2009 beim Filmfestival in Venedig Premiere. Der Arthouse-Film begeisterte zwar die Kritiker, fand aber in Deutschland keinen Kino-Verleih. So ist das etwas sperrige Werk nur auf DVD erschienen.
Die Wikinger als Serienhelden
Die kanadisch-irische Koproduktion „Vikings“ aus dem Jahre 2013 war für die Produzenten ein echter Überraschungserfolg. Die Serie um die Abenteuer der Wikinger stieß auf so großes Interesse bei den Fernsehzuschauern, dass es nicht bei einer Staffel blieb. Inzwischen sind drei weitere Staffeln gefolgt. Historiker lasten der Serie eine verfälschte Geschichtsdarstellung an und kritisieren unter anderem die gezeigte Herrschaftsstruktur, die Lebensumstände der Protagonisten und ihre Verhaltensweisen sowie Ausstattungsdetails wie etwa Waffen und Kleidung. All diese Bereiche fallen laut den Kritikern hinter den aktuellen Forschungsstand zurück oder verweisen auf ganz andere geschichtliche Epochen. Die Macher „Vikings“ kontern, dass es auch gar nicht ihre Absicht war, ein historisch hundertprozentig exaktes Bild zu zeichnen. Die Zielsetzung habe vielmehr darin gelegen, die Thematik für ein Millionenpublikum ansprechend aufzubereiten. Mit anderen Details zeigten sich die Kritiker jedoch durchaus zufrieden, da diese mit historisch belegbaren Erkenntnissen übereinstimmen wie etwa die Größe der Heere und Kampfgruppen oder die ungewöhnliche Einzelkampftaktik. Doch was sind die Bestandteile des Erfolgsrezepts der Serie, die mittlerweile in zahlreichen Ländern ausgestrahlt wurde?
Vikings: Geschichte lebendig erzählt
Der legendäre Wikinger Ragnar Lodbrok (Wikipedia), Heldengestalt der nordischen Sagenliteratur, ist Vorbild für den gleichnamigen Protagonisten der Serie. Die Schildmaid Lagertha begleitet Ragnar als seine erste Gemahlin. Auch diese Figur verweist auf alte nordische Quellen, sie nimmt dort die Rolle der Kriegerin Lathgertha ein, ebenfalls Gemahlin Ragnars. Gemeinsam bestehen die beiden Hauptfiguren zahlreiche Abenteuer. Dazu zählen die ersten Wikingerfahrten nach England und die daraus resultierenden kriegerischen Auseinandersetzungen und politischen Machtkämpfe.
Doch auch die nordische Mythologie und die nordgermanische Religion kommen in der Serie nicht zu kurz. So erhält der Zuschauer Einblick in die verschiedenen Sitten und Bräuche, die aus unserer heutigen Sicht oft skurril oder sogar makaber anmuten wie etwa das Menschenopfer, das die Götter günstig stimmen sollte. Das Aufeinandertreffen der Wikinger mit dem Christentum wird darüber hinaus ebenso thematisiert wie die Folgen für die Stammeskultur, die mit der sukzessiven Christianisierung Skandinaviens einhergingen. Insgesamt bietet „Vikings“ alles, was eine spannende historische Serie ausmacht: historische Fakten gewürzt mit einer guten Prise Fiktion. Der Zuschauer erlebt Treue und Verrat, Liebe und Hass sowie Sieg und Niederlage auf der abenteuerlichen Reise der beiden Protagonisten.
Brauchtum der Wikinger
Zum Alltag der Wikinger gehörten zahlreiche Bräuche und Rituale, die nicht selten in Zusammenhang mit dem jahreszeitlichen Kreislauf der Natur standen. So huldigten sie beispielsweise zu Frühlingsbeginn der Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin Nerthus, indem sie ihr zu Ehren einen geschmückten Wagen mit ihrem Abbild durch die Straßen zogen. Dies sollte eine ertragreiche Ernte sicherstellen. Ende September feierten die Wikinger nach dem Einholen der Ernte das Erntedankfest, eines der germanischen Feste, dessen Bedeutung bis in unsere Zeit hineinreicht. So verwundert es kaum, dass manche der Traditionen, die heute fest in der skandinavischen Gesellschaft verankert sind, auf dem alten Wikingerbrauchtum beruhen.
Julfest: Kult mit sozialer Funktion
Unter Historikern herrscht keine Einigkeit darüber, ob es das Julfest schon in heidnischer Zeit gab oder ob es sich erst im Zuge der Christianisierung gesellschaftlich etablierte. Wie verschiedene Quellen zeigen, handelte es sich in Wikingerzeit um ein Kultfest, das derbe Trinkgelage einschloss und nicht zuletzt der Pflege der sozialen Bindungen sowie der Stärkung der Gemeinschaft diente. Ursprünglich begann das Fest zur Mittwinternacht, um den 22. Dezember herum, und dauerte drei Nächte. Später verlegten es die christianisierten Herrscher auf den 25. Dezember. Die Zeitdauer des Jul dehnte sich sukzessive auf zehn Tage aus, die nun die Zeitspanne vom 24. Dezember bis zum 13. Januar umfassen. Der noch aus Wikingerzeit stammende Julbock – ein aus Stroh geflochtener Ziegenbock – spielt heute zu Weihnachten eine wichtige Rolle. So stellen ihn die Skandinavier unter dem Weihnachtsbaum auf und platzieren die Geschenke auf seinem Rücken.
Eintauchen in die Wikingerwelt in Dänemark
In Dänemark finden Urlauber auf zahlreichen Inseln Ruhe und Erholung in malerischer Natur. Doch das kleine Land im Norden hat auch für Kulturinteressierte einiges zu bieten. So gehörte es einst zu den Zentren der Wikinger, sodass es reich an geschichtsträchtigen Orten und Relikten ist, die zu einer spannenden Zeitreise einladen. Museen mit interessanten Artefakten, Ausgrabungsstätten und rekonstruierte Wikingerhäuser gewähren Besuchern einen tiefen Einblick in die faszinierende Wikingerwelt.
Im Sommer gibt es darüber hinaus an vielen Orten Feste, bei denen die alten Bräuche der Wikinger im Mittelpunkt stehen. Mancherorts haben Touristen die Möglichkeit, aktiv teilzunehmen. Verkleidet als Wikinger lernen sie die alte Kultur dort spielerisch kennen. Zu den Highlights zählt nicht zuletzt eine Fahrt auf einer Roskilde, dem berüchtigten Langschiff, mit dem die Nordmänner die Meere unsicher machten und zu ihren Raubzügen aufbrachen. Wer eine Reise zu den Wikingerattraktionen plant, dem empfiehlt sich die Ferienhausvermittlung Dansk. Der Anbieter hat sich nicht nur auf Dänemarkreisen spezialisiert, sondern vermittelt auf Wunsch gerne ein passendes Ferienhaus, um auf den Spuren der Wikinger wandeln zu können.