Das Ende der Wikingerzeit
Offiziell wird als Zeitspanne für die Blütezeit der Wikinger von ihren Anfängen bis zu ihrem Ende der Zeitraum zwischen 800 und 1050 angesetzt. Um, wie beim Beginn der Wikingerzeit mit der Plünderung des Klosters Lindisfarne im Jahr 793 n. Chr., einen bestimmten Fixpunkt zu finden, mit dem das offizielle Ende der Wikingerzeit bezeichnet werden kann, wird oftmals die Schlacht von Hastings herangezogen. Diese fand im Jahr 1066 n. Chr. statt und ging vor allem gemeinsam mit dem Namen "Wilhelm der Eroberer" in die Geschichtsbücher ein.
Jedoch handelte es sich beim langsamen Niedergehen der Wikinger eher um einen schleichenden Prozess, der nur der genauen Datierung halber mit einem festgesetzten historischen Ereignis in Verbindung gebracht wird.
Vor allem die um 1000 n. Chr. stattfindende Christianisierung sorgte dafür, dass die unerschrockenen Stämme aus dem Norden, deren Götter ebenso heldenhaft, stark und verwegen waren wie sie selbst, nach und nach zu sesshaften und friedliebenden Menschen wurden, die dem alten Glauben den Rücken kehrten und die Segel ihrer Drachenschiffe einholten.
Die politischen Implikationen der Christianisierung
Dabei war der Vormarsch des Christentums kein rein religiöser Akt, er wirkte sich ganzheitlich auf das Leben und Wirken der Wikingerstämme aus und wandelte die Strukturen der einzelnen Völker rigoros und von Grund auf um. So lebten die heidnisch geprägten Wikingerstämme in Stammesverbänden mit einzelnen Häuptlingen und begründeten ihre Rechte und Privilegien auf Gesetzen des Blutes, der Ahnen und der Sippe. Die Sippe war mehr als ein verwandtschaftlicher oder freundschaftlicher Verbund, sie war das religiöse und politische Gefüge eines Wikingerstammes, gleichsam eine Art Grundgesetz des gemeinschaftlichen Zusammenlebens.
Durch das fortschreitende und an Macht gewinnende Christentum konnte allerdings das Königtum als eine christlich und göttlich legitimierte Position an Macht und Einfluss gewinnen und gegenüber den einzelnen Stämmen und Stammesverbänden an Einfluss gewinnen. Mehr und mehr verloren die einzelnen Häuptlinge ihren Einfluss, was sich auch auf die kulturelle Praxis auswirkte. Die Christianisierung bewirkte eine umfassende Veränderung der politischen und gesellschaftlichen Landschaft, die nach und nach die Blüte der Wikingerzeit zum Verwelken brachte.
Rückgang des Strandräuberwesens
Da die Christianisierung bereits seit 1000 n. Chr. auf dem Vormarsch war und auch in das Leben und Wirken der Wikinger eingriff, gingen die räuberischen Überfälle und Plünderungen seitens der Wikingerstämme kontinuierlich zurück. Viele der ehemals kriegerisch gesinnten Seefahrer und Kämpfer waren sesshaft geworden, hatten Siedlungen gebaut, die sie nicht mehr verließen, um Beutezüge auf hoher See vorzunehmen. Auch hatte der Erfolg des Christentums zum Teil ein Umdenken in den gesellschaftlichen Strukturen bewirkt und die alten Bräuche und Riten zum Teil in Vergessenheit geraten lassen, zum Teil aber auch in ein neues, christliches Gewand gekleidet und so nach und nach die heidnischen Rituale in die monotheistische Religion des Christentums überführt. Auch hatten sich andere Völker nach und nach die seefahrerischen Kenntnisse der Wikinger zunutze gemacht und beherrschten nun die Handels- und Wasserwege, was die Geschäfte der skandinavischen Stämme zum Erliegen brachte.
Die Schlacht von Hastings
Die Schlacht von Hastings fand im Jahr 1066 nach Christi Geburt statt und wird oftmals als ein Ereignis herangezogen, mit dem das Ende der Wikingerzeit markiert werden kann: Am 14. Oktober des Jahres 1066 eroberte der französische Normanne Wilhelm der Eroberer (im Englischen auch bekannt als "William the conquerer") gemeinsam mit seinem Heer England, das unter der Herrschaft der Angelsachsen unter Harald II. stand.
Nach seinem Sieg und der erfolgreichen Eroberung ließ sich Wilhelm zu Wilhelm I., dem König von England, krönen und führte in den Folgejahren seiner Herrschaft einige wichtige soziale, rechtliche und politische Veränderungen und Neuerungen ein, die bis heute maßgeblich die Grundfesten Englands und seiner Geschichte darstellen. Auch sorgte er dafür, dass das Land erstarkte und befestigt wurde, was weitere Übergriffe und Angriffe seitens der Wikinger verhindern sollte.
Verlust des Monopols
Nachdem Dänemark, Schweden und Norwegen, die Länder, aus denen die Stämme der Wikinger ursprünglich stammten, erstarkt waren und zu großen Königreichen wurden, ließen sich viele der Wikinger nieder und wurden sesshaft. Auch das Handelsmonopol mussten sie nach und nach abgeben: Andere Länder hatten ähnliche Fähigkeiten und Fertigkeiten im Schiffsbau und im Handel erlangt, die Ordnung Europas begann sich zu ändern und sorgte dafür, dass die Zeit der Wikinger sich ihrem Ende zuneigte.
Das Erbe der Wikinger
Die Blütezeit der Wikinger erstreckt sich nur auf einen Zeitraum von etwa zweihundert Jahren, doch das Erbe der tapferen Männer aus dem Norden, der unerschrockenen Beherrscher der Weltmeere, ist noch heute vorhanden: Unzählige Geschichten und Sagen erzählen von den alten Zeiten, den alten Göttern und den alten Kriegern.
Die Stämme der Wikinger haben ihre Spuren hinterlassen in der Geschichte Mitteleuropas und sind nie aus dem Bewusstsein der Geschichte gewichen, die Segel ihrer Drachenschiffe werfen noch immer ihre Furcht einflößenden Schatten über die Seiten der Geschichtsbücher.
Sie sind in das Bewusstsein der Geschichte eingegangen als ein Volk von Seefahrern, Kriegern und Händlern, die in ihrer Blütezeit den mitteleuropäischen Raum zu beherrschen wussten.